Zum Verständnis von Timeshift

[HaseIgel]

Hallo alle,

meine Frage betrifft die Funktion/die Möglichkeiten von Timeshift.

Kann ich mit Timeshift von außen mein System retten, wenn der Rechner gar nicht mehr hochfährt?

Es ist eine Theorie-Frage; ich will nur vorbereitet sein.

Also:

Mein Rechner fährt nicht hoch, zeigt einen freundlich-mausgrauen Monitor mit blinkendem Fragezeichen oder was auch immer. Aber ich habe genügend Timeshift-Schnappschüsse auf einer externen Festplatte.

Meine Vorstellung:

Ich stecke einen Installations-Stick mit einem Linux-Betriebssystem in den Rechner und starte von dort aus in den Live-Betrieb dieses Systems. Sobald es läuft, starte ich Timeshift, welches darin enthalten ist.

Und dann?

Ich habe das probiert: Timeshift will dann erstmal eingerichtet werden, aber das ist eine Einrichtung für das System, in dem es enthalten ist, also das Live-System. Selbst wenn ich die brav durchführe, kann ich anschließend nicht auf eine der Sicherungen auf meiner externen Festplatte zugreifen und die auf die interne Start-Partition meines defekten Systems schaffen, um es damit wieder zum Laufen zu bringen.

Denn: wenn ich Timeshift in dem Live-System gestartet habe und auf „Restore” gehe, sagt er „No snapshot selected”. Er will unbedingt das Live-System reparieren, wo er sich befindet. Ich will aber das auf der Festplatte reparieren. Auf meine schönen Schnappschüsse auf der externen Festplatte kann ich gar nicht zugreifen, er lädt sie nicht.

Ich habe mir ein paar Hilfsvideos angeschaut, aber da wird immer ein funktionierendes System gezeigt. Das kann ich natürlich auch: bei einem funktionierenden System einen Timeshift-Schnappschuss aussuchen und das System auf den zurücksetzen. Aber das ist ja nicht der Ernstfall, den ich meine.

Die Katze beißt sich in den Schwanz – oder bin ich auf einem Holzweg, weil Timeshift dafür gar nicht gedacht ist?


Grüße,
Peter

[gosia]

Hallo Peter,
naja, das Laufwerk auf dem sich die Timeshift-Daten befinden muss erstens zugänglich sein, sprich gemountet, und zweitens musst Du einem neuen Timeshift auch den Ort mitteilen, wo sie sich befinden, z.B. über "Einstellungen" -> "Ort". Dann erscheinen auch die Schnappschüsse.

viele Grüsse gosia

PS. Das wichtigste vergessen: Wenn Du den passenden Schnappschuss gewählt hast und auf "Wiederherstellen" klickst, erscheint ein Menu "Ziellaufwerk auswählen". Da sollte schon automatisch das richtige ausgewählt sein (auch hier, es muss erreichbar sein), kannst aber auch auswählen.
Das funktioniert, aber für einen Totalabsturz sollte man es vorziehen erst den Fehler zu beseitigen (z.B. Grubreperatur). Wenn gar nichts geht können dann die groben Klötze wie Clonezilla ran.
Timeshift ist eher das Hilfsmittel für die feinen Fälle, wie z.B. das letzte Update hat dir die Netzwerkverbindung versaut.

[HaseIgel]

Hallo Gosia,

wunderbar – das war’s eigentlich schon.

Ich musste lediglich bei den Einstellungsseiten von dem Livestick-Timeshift auch die „Snapshot location” angeben, und schon findet er sie später, und sie stehen zur Verfügung für „Restore”.

Das hatte ich nicht getan, weil ich dachte, er spricht hier von zukünftigen Snapshots (nicht von bereits existierenden).

Die externe Festplatte, wo die Timeshift-Schnappschüsse sind, erscheint übrigens beim Start vom Stick bereits als gemountet.

Wenn man bei „Restore” ist, kommt dann auch das Fenster, wo nach dem Zielvolume gefragt wird.

Also alles klar – vielen Dank!

Bei der Zielvolume-Frage würde ich demnach alles so lassen, wie es voreingestellt ist. Dann wird Timeshift nur das System austauschen und die Daten nicht anfassen? Sie sind bei mir auf derselben Partition. Ich weiß, dass man das auch trennen kann, aber bei der Installation wird das nicht vorgeschlagen.

Dank und viele Grüße,
Peter

[gosia]

Hallo Peter,

Dann wird Timeshift nur das System austauschen und die Daten nicht anfassen?

genau gesagt spielt es alle Dateien zurück, die Du in Timeshift gesichert hast. Wenn da dummerweise dein Homeverzeichnis mit dabei war, wird auch dieses zurückgespielt. Dies ist ein Grund, weshalb man das Homeverzeichnis nicht mit einbeziehen sollte. Und auch deshalb ist Timeshift eine Systemwiederherstellungssoftware und kein Backup-Werkzeug. Wäre ja auch in den seltensten Fällen sinnvoll, wenn deine Semesterarbeit an der Du die letzte Woche intensiv gebastelt hast, plötzlich von der alten Fassung von vor 10 Tagen überschrieben wird.

viele Grüsse gosia

[HaseIgel]

Hallo Gosia,

dann ist alles klar.

Nochmals vielen Dank!

Peter

[HaseIgel]

Hallo alle nochmal,

ich habe doch noch was: eine Frage zum Zeitplan von Timeshift:

Welche Routinen stellt ihr da ein? Ich habe jetzt gewählt „1x/Woche” und „10 Schnappschüsse behalten”.

Das müsste doch satt ausreichen, oder? Man wird doch sowieso nicht zur Reparatur einen Schnappschuss nehmen, der Monate alt ist?!

Aber der Zeitplan, den man einstellen kann, bietet die Möglichkeit (s. Foto). Da ist tatsächlich wählbar „60 monatliche Schnappschüsse aufbewahren”. Das wären 5 Jahre!!! Ist das nicht kompletter Unsinn? Wer möchte bei einem rolling release im Pannenfall sein Betriebssystem durch ein fünf Jahre altes ersetzen?

Was ist eure Meinung dazu?

Peter

[gosia]

Hallo Peter,
ich befürchte, da muss jeder seine eigene, zu ihm passende Lösung selbst finden. Aber gut, mein Zeitplan sieht so aus:

• monatl. 2x
• wöchentl. 3x
• tägl. 5x

wobei monatlich ein Backup behalten durchaus auch genügen würde. Aber der Platzbedarf ist nur unwesentlich grösser, also lasse ich das so.

viele Grüsse gosia

[HaseIgel]

Danke, Gosia,

aber nochmal: es hat doch definitiv keinen Sinn, Schnappschüsse aufzubewahren, die älter als sechs Monate sind, oder?

Wenn man zu einem so "alten" Systemstand zurückkehrte, würde doch sofort nach dem Start die Meldung kommen "7243 Aktualisiserungen verfügbar", nicht wahr?

Ich habe mal auf einen Experimentier-Rechner eine Manjaro-Version, die ein halbes Jahr alt war, installiert, weil ich keine Lust hatte, einen neuen, aktuellen Installationsstick vorzubereiten. Es kam obige Meldung, also etwas "1234 Aktualisierungen verfügbar". Dem habe ich dann zugestimmt, er lud sie auch herunter, aber an der Aktualisierung hat er sich verschluckt: "Konnte nicht zu Ende geführt werden" oder so. Nichts zu machen, ich musste dann doch die aktuelle Version herunterladen und auf einen Stick schreiben.

Bei einer Panne wird man doch immer abwägen müssen, ob nicht letztlich eine Neuinstallation einfacher und sauberer ist, denke ich.

Grüße,
Peter

[gosia]

Hallo Peter,
naja, über Sinn und Unsinn lässt sich lange diskutieren. Und nur weil etwas möglich ist muss man es ja nicht unbedingt tun. Ausserdem ist Manjaro ein Rolling Release, aber es gibt noch andere Distris, die durchaus konservativer sind. Wenn Du da ein halbes Jahr keine Updates gemacht hast bekommst Du wahrscheinlich nicht 7243 Aktualisiserungen sondern eventuell nur 243

Bei einer Panne wird man doch immer abwägen müssen, ob nicht letztlich eine Neuinstallation einfacher und sauberer ist

hm, das sehe ich nun ziemlich aus einem anderen Blickwinkel. Wenn es denn schon zu einer Panne kommt - was hoffentlich viel seltener eintritt als Du zu befürchten scheinst - heisst die erste Überlegung, wie behebe ich diesen Fehler? und zweitens, wie konnte es dazu kommen? Neuinstallation ist eigentlich fast immer Ultima Ratio und ehe es tatsächlich dazu kommen sollte, ist ganz gewiss schon länger etwas schief gelaufen. Einige häufiger vorkommende Fehler sind da z.B.:
* vor dem Update nicht die zugehörigen Ankündigungen gelesen:
https://forum.manjaro.org/c/announcements/
* Pakete ohne vorherige Systemaktualisierung durchgeführt
https://wiki.manjaro.org/index.php/Pacman_Overview/de (dort unter "Pakete installieren")
* zuviele und/oder unnötige Pakete aus dem AUR installiert
* Nichtbeachtung eventuell auftretender Pacnew und Pacsave files
https://wiki.manjaro.org/index.php/System_Maintenance (dort unter "Pacnew and Pacsave files", aber der ganze Artikel sollte mindestens einmal Pflichtlektüre sein)
um nur die wichtigsten "Sünden" zu erwähnen. Aber das ist eigentlich ein neues Thema.

viele Grüsse gosia

[HaseIgel]

Hallo gosia,

danke für deine Betreuung – weiß ich sehr zu schätzen. Es ist auch richtig, Neulinge immer wieder auf die Grundregeln zu stupsen.

Ich bin jetzt endlich mal, nachdem ich Manjaro ein halbes Jahr lang ausprobiert habe, mit meinen wichtigsten Daten dorthin „umgezogen” (von MacOS). Vorher wollte ich „Timeshift” und „Backintime” korrekt eingerichtet haben.

So ein Umzug ist ein bisschen wie eine Auswanderung in ein neues Land, bei dem man die Sprache und die Gepflogenheiten noch nicht so beherrscht.

Wenn es denn schon zu einer Panne kommt - was hoffentlich viel seltener eintritt als Du zu befürchten scheinst

Umso besser. Dann werde ich mich mal entspannen.

Viele Grüße,
Peter